Foto vom Schriftzug „A Closer Look" auf der Fensterscheibe des Forum-Eingangs

Pop-up-Ausstellung zeigt künstlerische Perspektiven auf KI

4. Dezember 2025

Die experimenta zeigt ab 4. Dezember in der Pop-up-Ausstellung „A Closer Look“ künstlerische Perspektiven auf KI. Zu sehen sind Werke von Martyna Marciniak, Sarah Ciston und Jake Elwes, die kritisch und humorvoll hinter die glänzende Oberfläche Künstlicher Intelligenz blicken. Die von Sarah Donderer kuratierte Schau ist während der Öffnungszeiten der experimenta kostenfrei zugänglich.

Was hat Künstliche Intelligenz mit Macht, Kontrolle, Täuschung und Verantwortung zu tun? Überraschende Antworten auf diese Frage liefert ab 4. Dezember die Kunstausstellung „A Closer Look“ in der experimenta. Die Werke von Martyna Marciniak, Sarah Ciston und Jake Elwes regen zum Nachdenken an: Sie zeigen, wie KI zunehmend in unsere Welt dringt und beeinflusst, was wir sehen, denken, glauben und wissen. Kuratiert hat die Ausstellung Sarah Donderer, die in ihren Projekten immer wieder die Schnittstellen von Kunst, Wissenschaft und Technologie offenlegt.

Fragile Grenze zwischen Wahrheit und Täuschung

Das Fake-Bild von Papst Franziskus im Daunenmantel des Luxuslabels Balenciaga sorgte 2023 für großes Aufsehen und verbreitete sich rasant in den sozialen Medien. In ihrem Werk „AI Hyperrealism“ untersucht die polnische Digitalkünstlerin und Forscherin Martyna Marciniak das KI-generierte Foto. Sie seziert es, analysiert die zugrundeliegenden Daten und zeigt damit auf, wie sich die sogenannten „Nicht-Fakten“ ins Bild schleichen. Nun ist der dem berühmten Vorbild nachgeahmte, von Marciniak gefertigte Mantel in der Ausstellung „A Closer Look“ zu sehen, genauso wie die im Fake-Bild auftauchenden Objekte, die aus dem 3D-Drucker stammen. Ein 18-minütiges Video erklärt außerdem, wie solche Bilder entstehen, welche Rolle eine journalistische Bildsprache dabei spielt und wie digitale Doppelgänger unsere Wahrnehmung verändern.

Kunstprojekt schafft Bewusstsein für Zusammenhänge in der KI-Entwicklung

Welche Verantwortung tragen Nutzerinnen und Nutzer sowie Entwicklerinnen und Entwickler bei der Auswahl von KI-Werkzeugen, wenn deren Entwicklung auch zu verheerenden Folgen führen kann? Die „AI War Cloud Database“ von Sarah Ciston (USA) thematisiert genau diese Frage. Das Kunstprojekt zeigt die verborgene Verbindung zwischen alltäglicher Technologie und militärischen KI-Systemen auf. Oft werden dieselben Werkzeugtypen, die auf Smartphones und gängigen sozialen Plattformen zu finden sind, zur automatisierten Entscheidungsfindung in der Kriegsführung eingesetzt. Über einen Tisch mit interaktiver Oberfläche ermöglicht das Kunstprojekt den Besucherinnen und Besuchern einen kritischen Blick auf die Frage, welche Rolle moderne – vermeintlich harmlose Technologien – in globalen Macht- und Gewaltstrukturen spielen. Die Installation wurde mit dem S+T+ARTS PRIZE’25 der Europäischen Kommission ausgezeichnet.

Wenn KI sich selbst interpretiert

Zwei Installationen steuert Jake Elwes der Ausstellung „A Closer Look“ bei. Mit dem 25-minütigen Video „A.I. Interprets A.I. Interpreting ‘Against Interpretation’ (Sontag 1966)“ stellt der britische Künstler linguistische Bildgeneratoren in neuronalen Netzen konzeptionell in Frage. Er programmierte ein System, das den Text von Susan Sontags Essay „Against Interpretation“ interpretiert und daraus Bilder erzeugt und diese wieder zurück in Sprache übersetzt. Die Ergebnisse sind gleichzeitig verblüffend und surreal: Sie sind zwar für Maschinenlogik nachvollziehbar, aber für Menschen unverständlich.

Das zweite Werk „Terms & Conditions Opera: a Legalese Libretto“ verwandelt das Kleingedruckte von KI-Plattformen in eine absurde Opernpartitur. Elwes entwickelte dafür ein Verfahren, mit dem OpenAI und Suno (eine KI zur Musikgenerierung) mit ihren eigenen Nutzungsrichtlinien und -bedingungen „gefüttert“ werden. In diesem geschlossenen Kreislauf interpretieren die Systeme die sie bestimmenden rechtlichen Rahmenbedingungen auf absurde Weise neu und erzeugen so ein skurriles Gemisch musikalischer Stile. Der Brite möchte mit der knapp vierstündigen Videoinstallation auf die ethischen, rechtlichen und kreativen Spannungen in unserer Beziehung zu maschinell generierter Kultur hinweisen.

Modernes Format in historischem Gebäude

Ein historisches Gebäude ist Schauplatz der Kunstausstellung „A Closer Look“. Sie findet nicht im Hauptgebäude der experimenta (e1), sondern gegenüber im Hagenbucher-Speicher (e2) statt. Dort verwandelt sich das Erdgeschoss temporär in eine Pop-up-Galerie und zeigt die Kunstwerke noch bis zum 1. März 2026. „A Closer Look“ ist während der Öffnungszeiten der experimenta kostenfrei zugänglich. Diese sind Montag bis Freitag von 09:00 bis 17:00 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen von 10:00 bis 18:00 Uhr.

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